Virtuelle Führung
Auf den ersten Blick sieht man gar nicht, wie alt die „Alte Münz“ in Wertheim wirklich ist. Sie wurde um 1260 erbaut, wohl von den Wertheimer Grafen. Damit ist die Wertheimer Münz das wohl älteste Bauwerk der Altstadt – es war vormals ein Burgmannenhaus und wurde später zum Wohnsitz des Schultheiß, der für die Herrschaft die Gelder eintrieb und für die Verwaltung der Stadt zuständig war. Dafür spricht, dass die heutige Münzgasse im 16. Jahrhundert noch „Schulzengasse“ hieß. Beim Gebäude Münzgasse 2 handelt es sich um zwei unterschiedliche Baukörper. Westlich steht ein dreigeschossiges, massiv gemauertes Steinhaus mit Eckquaderungen und Öffnungsgewänden aus rötlichem Sandstein. Nach oben schließt das Steinhaus mit drei Dachgeschossebenen unter einem Satteldach mit Schleppgauben und südlichem Staffelgiebel ab.
Östlich steht ein nachträglich an das Steinhaus angebautes Fachwerkhaus mit hohem, massiv gemauertem Erdgeschoss und zwei Fachwerk-Obergeschossen. Nach oben schließt das Gebäude mit einer Dachgeschossebene und Spitzboden unter einem Satteldach mit kleinem Krüppelwalm und Schleppgauben ab.
Das Steinhaus
Das repräsentative Steinhaus wurde 1560 umgebaut und aufgestockt. Von dem Dach des Jahres 1407 haben sich bis heute die Dachbalken erhalten. Sie sind nun Deckenbalken über dem 1. OG. Besonders erwähnenswert sind neben den Resten eines spätromanischen Kaminsteins eines Rauchfangs im Erdgeschoss die zahlreichen Putzflächen mit Fugenritzungen (sowohl im Innern als auch am Äußeren), die noch auf die Erbauungszeit zurückgehen dürften. Die gräfliche Münzprägestelle wurde 1767 eingerichtet und bestand bis 1808, als das Großherzogtum Baden die Kreismünzstätte nach Mannheim verlegte. Das Steinhaus ist vollflächig mit einem Gewölbekeller unterkellert.
Das Fachwerkhaus
Der 1589 errichtete Fachwerkbau weist vier Fenstererker mit aufwändigen Schnitzereien auf. Über dem Rundbogentor des Fachwerkhauses ist das Handwerkerwappen des Bauherren, Schultheiß und Tuchscherer Peter Heußlein zu sehen, ein angesehener und der reichste Bürger Wertheims. Auch Heußleins Ehenachfolger Philipp Leutwein gehörte dem Tuchscherer Handwerk an und auch er übernahm von 1621-1647 das Amt des Schultheiß, der jeweils auf Lebenszeit eingesetzt wurde. Das Anwesen blieb im Besitz seiner Familie, so dass die Straße im 17. und 18. Jahrhundert „Leutweinsgässle“ genannt wurde. Dieses Fachwerkhaus hat sich noch in großen Teilen – vom Keller bis zum Dach – aus dieser Zeit erhalten.
Münzsaal im 1. OG
- Freigelegte steinerne Säule mit ursprünglich einem vorgesehenen Fensterband von 4 Fenstern: links das Zunftzeichen von Hans Schaff und rechts den Kopf des Bacchus (vermutlich).
- Steinmetzzeichen von Peter Vogel an der Säule und auch am Fenster zum Münzplatz und zum Marktplatz, sein Zeichen ist auch am Engelsbrunnen am oberen Marktplatz zu sehen. Er war wohl ein berühmter Steinmetz aus Würzburg.
- Die Decke ist aus den 20er- oder 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts mit Farbfassung aus den 50er-Jahren.
- Renaissance Eingangsportal mit Schnitzereien
Nebenraum zum Saal
- Größter zusammenhängender Bestand an Wand/Gestaltungsoberfläche in der sogenannten Pietra Rasa-Verputztechnik (lat.: blanker Stein) mit mehrfach gebranntem Kalk und Ritzungen. Die zwei größeren Löcher in der Wand waren für Gerüststangen, die durch die Wand durchgesteckt wurden.
- Das 1. OG war, ähnlich wie das EG, ein grosser Raum mit zwei langen Eichenunterzügen, die durch Kopfstreben stabilisiert wurden. Diese Unterzüge wurden auf ca. das Jahr 1261 dentrodatiert.
- Beheizung erfolgte durch einen ähnlich grossen offenen Kamin wie im EG.
Museumsraum im 2. OG
- Ebenfalls Reste von Pietra Rasa Verputz und darüber die Giebelflucht der ersten und zweiten Aufstockung des Steingebäudes.
- Fensternische mit Grissailesmalerei versehen (wurde freigelegt und restauratorisch aufgearbeitet): die Nische war total unkenntlich zugebaut mit Holzelementen, davor eine Badewanne
Grosser Raum zur Strasse hin
- hatte noch eine Mittelwand aus der Jahrhundertwende (die Steine werden von uns wiederverwendet). In diesem Raum sind 750 Jahre Umbauten abzulesen, wie in einer ‚Zeitkapsel‘:
- Pietra Rasa aus der Romanik
- Fragmente einer Renaissance-Malerei
- Rundbogenfenster der Renaissance nach gotischem Vorbild
- Schablonenmalerei in den Fachwerkgefachen
- Fensteröffnung des 18. und 19. Jahrhunderts
- Discoraum der 1980er Jahre (nur noch auf Fotos)
- Rest der Malereien wurden freigelegt bzw. gefestigt
- Reste der floralen Schablonen ebenso
- Fragmente eines Eselsbrückeneingangs, welcher auch wieder hergestellt werden soll